25. Mai 2023, 9-10:30 Uhr | Online

#VMW-Frühstück: „Nachwuchsstiftungen packen da an, wo es gebraucht wird“

#VertrauenMachtWirkung-Frühstück mit Affirmative und der SchlaU-Werkstatt

Das letzte #VMW-Frühstück im Mai 2023 hatte Nachwuchsstiftungen und die Ergebnisse der letzten Wirkungsumfrage zum Thema. Eingeladen dazu waren Sarah Husinec (Geschäftsführerin) und Andrea Treittinger (Projektleitung) von Affirmative sowie Nina Hille und Anja Kittlitz (beide Geschäftsführung) ihrer-Förderpartner*in SchlaU-Werkstatt. Im Gespräch erzählten sie von den ersten Förderschritten einer jungen Stiftung und ihren gemeinsamen Erfahrungen mit ungebundener Förderung und oral reporting.

Die SchlaU-Werkstatt und Affirmative setzen sich für Bildungsgerechtigkeit ein

Die Schlau-Werkstatt für Migrationspädagogik gGmbH möchte mit ihren Angeboten Bildungspraxis an Schulen und anderen Bildungsinstitutionen verändern, um geflüchteten und neuzugewanderten Kindern und Jugendlichen einen chancengerechten Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Seit Juni 2022 arbeiten sie mit Affirmative zusammen. Affirmative, eine gGmbH mit einem zweiköpfigen Team, wurde vor 2 Jahren gegründet und setzt sich Bildungsgerechtigkeit für Kinder und Jugendliche zum Ziel. Ihrer Förderpraxis haben sie die drei grundlegenden Werten OptimismusEnergie und Menschlichkeit zugrunde gelegt.

Affirmative setzt auf eine Förderbeziehung auf Augenhöhe

Affirmative sucht langfristige Förderbeziehungen, die zu Partnerschaften werden können. Eine Veränderung, die sich allmählich im gesamten Stiftungssektor beobachten lässt. Um das zu erreichen, kommunizieren Andrea Treittinger und Sarah Husinec schon in den ersten Gesprächen transparent und auf Augenhöhe mit ihren potenziellen Förderpartner*innen, um eine Grundlage für einen offenen Austausch zwischen Fördernden und Geförderten zu schaffen.  Zwischen der SchlaU-Werkstatt und Affirmative waren die Unterhaltungen beispielsweise so offen, dass Nina Hille und Anja Kittlitz von der SchlaU-Werkstatt Affirmative gegenüber auch mal „nein“ sagen konnten. Das hat Vertrauen geschaffen.

Durch Zuhören und Verstehen zu maximaler Wirkung

Bei Affirmative gab es von Beginn an ein Bewusstsein darüber, dass man auf Wissen und Erfahrungen von Partnerorganisationen und Geförderten angewiesen sein wird. Deswegen sind Zuhören und Verstehen zentrale Punkte ihres Förderansatzes: „Zuhören hilft dabei, den Förderansatz so zu justieren, so dass er maximal wirkungsvoll wird“, sagen Sarah Husinec und Andrea Treittinger. Der Wechsel von projektgebundener zu ungebundener Förderung ist auf das Feedback ihrer Partnerorganisationen erfolgt. Wird genau geschaut, wo entscheidende Beiträge fehlen, kann auch mit begrenzten Mitteln ein Unterschied gemacht werden. Durch fortwährendes Hinterfragen und Überarbeiten optimiert Affirmative so ihr Fördern immer weiter.

Beide Parteien tragen zur Förderpartnerschaft bei

Nina Hille und Anja Kittlitz von der SchlaU-Werkstatt passt dieser auf Zuhören und Verstehen basierende Ansatz sehr gut, da sie eine Organisation sind, die offen mit Fehlern umgeht. Bei Affirmative haben sie Partner*innen gefunden, die verstehen, dass sich Vertrauen und Transparenz gegenseitig bedingen und beides wertschätzen. Gemeinsam achten sie auf die Wirkung, die sie erzielen möchten, und legen nicht ihren gesamten Fokus auf den generierten Output, um rein kosmetische Verbesserungen zu vermeiden. Nina Hille und Anja Kittlitz betonen außerdem, dass beide Parteien in einer Förderbeziehung etwas mitbringen: Die Fördernden haben den Überblick über den Sektor und die Geförderten wissen, was sie brauchen, und haben Erfahrung im Umsetzen der Projekte. Es ist ein gegenseitiger Verstehensprozess, in dem eine Partnerschaft eingegangen wird – beide Organisationen bezeichnen sich gegenseitig als Förderpartner*in.

Oral Reporting und Round Tables als effektive Tools für beide Förderpartnerinnen

Diese Partnerschaft setzt sich im Reporting fort. Bei Affirmative ist man immer noch am Ausprobieren, welche Art von Reporting am besten für die eigene Organisation und die Förderpartner*innen funktioniert.  Der Prozess wird weiterentwickelt, indem Methoden variiert und das Feedback der Partner*innen eingeholt wird. Zentrale Fragen dabei sind, welche Informationen Affirmative als Stiftung braucht und welche Ressourcen dies bei ihren geförderten Organisationen bindet.

Für Organisationen, die auch noch am Orientieren sind, welche Art von Reporting am besten zu ihnen passt oder ihre aktuellen Prozesse hinterfragen wollen, hat Ise Bosch in der Diskussion „A Trust-Based Framework for Learning & Evaluation in Philanthropy” als wertvolle Ressource empfohlen.

Affirmative nutzt in den Förderpartnerschaften oral reporting. Bei circa vier Gesprächen im Jahr tauschen sie sich über Meilensteine und Entwicklungen aus. Auf diesem Weg fallen die wenigsten unnötigen Aufgaben an, wie zum Beispiel Excel-Listen verfassen, die niemand liest. Außerdem organisiert die SchlaU-Werkstatt in regelmäßigen Abständen ein Roundtable-Format für alle ihre fördernden Organisationen, bei dem sie über ihre Aktivitäten berichten, begleitet von einem schriftlichen Bericht, in dem ein transparenter Einblick in Entwicklungen, Strategie und Zahlen gegeben wird. Dort haben die Fördernden die Möglichkeit, sich gegenseitig kennenzulernen und auszutauschen. Zudem entsteht auch zwischen den fördernden Organisationen ein Netzwerk.

Insgesamt schätzen beide Organisationen eine offenen und auf Beziehung setzenden Förderpartnerschaft als positiv ein, da es die Chance bietet, genau dort anzupacken, wo es nötig ist. Trotzdem sagen beide Partnerinnen, dass klare Grenzen gesetzt und das Machtgefüge beachtet werden müssen, um das Risiko einer zu engen Beziehung zu vermeiden.

 

Der #VMW-Wirkbericht 2022

Abgeschlossen wurde das #VMW-Frühstück mit der Präsentation der Ergebnisse der letzten Wirkungsumfrage und den daraus abgeleiteten nächsten Schritten der Initiative. Den #VMW-Wirkbericht gibt es hier.