Impact Investing – packen wir es an

#VMW-Frühstück Sonderausgabe am 22.11.2022 | 9:00 - 10:30 Uhr

Das letzte #VertrauenMachtWirkung-Frühstück des Jahres 2022 fand im Rahmen der Pat*innenschaft für These 9 statt. So widmeten sich die Mitstreitenden PHINEO, die Heidehof Stiftung und die Stiftung Mercator Schweiz gemeinsam dem Leitsatz Stiftungen der Zukunft engagieren sich auch mit ihrem Kapital und zeigten dabei Rahmenbedingungen und Praxisbeispiele für Finanzanlagen mit positiver Wirkung auf.

Bei Impact Investments streben Stiftungen danach, ihr Vermögen nicht nur mit Rendite anzulegen, sondern soziale und ökologische Vorhaben im Sinne ihrer Stiftungsstrategie voranzubringen. Ziel der Veranstaltung war es, einen Einstieg in die Thematik zu ermöglichen und anhand verschiedener Beispiele zu zeigen, wie nachhaltiges und wirkungsorientiertes Investieren realisiert werden kann.

Wie funktioniert Impact Investing trotz Kapitalerhaltungspflicht?

Welche Ressourcen sind für das Gelingen nachhaltiger und wirksamer Investitionen nötig?

Welche Unterschiede gibt es und welche Finanzinstrumente können genutzt werden?

Dies sind nur einige der Fragen, die durch die geladenen Expert*innen aufgegriffen und beantwortet wurden. Dabei waren Susanne Bregy, Leiterin Impact Investing bei PHINEO, Ise Bosch und Stefan Bollier, Mitglied des Anlageausschusses der Dreilinden gGmbH, Kathrin Hassler, Finance Managerin bei der Jacobs Foundation, Stefan Kappeler, Managing Director & COO der elea Foundation, sowie Michael Brenner, Geschäftsführer der Heidehof Stiftung, um die Impact Investing-Ansätze ihrer Stiftungen vorzustellen.

Susanne Bregy gab eingangs eine thematische Einführung und klärte über die gängigsten Definitionen auf. Zudem erläuterte sie die größten Vor- und Nachteile sowie die verschiedenen Investitionsarten. Die Präsentation dazu finden Sie hier.

Eine Befragung im Anschluss an die Einstiegspräsentation zeigte die vielfältigen Erfahrungs- und Wissensstände der Teilnehmenden auf. Die Mehrheit unter ihnen verfügt bereits über Grundkenntnisse und circa zehn Stiftunsgsvertretende haben bereits eigene Erfahrungen im Bereich Impact Investing sammeln können.  Dennoch schrecken viele der Teilnehmer*innen noch vor dem schwer kalkulierbaren Aufwand, der Angst vor Ressourcen- und Kapitalverlusten und einem hohen Investitionsrisiko zurück.

 

Vermögen und Impact Investing

Stefan Bollier und Ise Bosch berichten zu verschiedenen Projekten, in denen bei Dreilinden bereits Impact Investing zum Tragen kommt. Im Fokus stehen dabei die gesamtgesellschaftliche Förderung von Diversität, Gleichheit und Inklusion (DEI)

Das Investitionsspektrum reicht dabei von vertrauensbasierten kleinen Darlehen an informelle Unternehmen, bei denen von einer willingness to payback ausgegangen wird. Über Impact Fonds bis hin zu börsennotierten Titeln, wobei die Unternehmen für das Erreichen gemeinsam festgelegter Meilensteine ihrer DEI-Strategien Zinsersparnisse erhalten. Um die Zielsetzung zu bewältigen und ihr gerecht zu werden, wird direkt mit Aktivist*innen und Akteur*innen vor Ort zusammengearbeitet. Alle ihre Projekte werden daraufhin geprüft, welche Art der Unterstützung für sie am geeignetsten ist: Förderung, Spende oder Impact Investing.  Die Investitionsstrategie basiert dabei auf drei Töpfen (siehe Grafik). Organisationen, die ins Impact Investing einsteigen wollen, legen Stefan Bollier und Ise Bosch ans Herz, Expert*innen zu dem Thema einzustellen, um alle Möglichkeiten bestmöglich ausschöpfen zu können.

 

 

Eine weitere Möglichkeit des Impact Investings stellte Michael Brenner vor. Die Heidehof Stiftung investiert mit dem Ansatz impact first direkt in innovative Bauprojekte, die inhaltliche Schnittmengen vorweisen und nachhaltig ausgerichtet sind. So wird beispielsweise die Errichtung von Bauanlagen unterstützt, die dem Stiftungszweck der Stiftung entsprechen und in denen eigene Stiftungsprojekte realisiert werden können (z.B. Bau einer Anlage zur Förderung gemeinschaftlichen Zusammenlebens von Menschen mit Behinderung). Michael Brenner betont dabei, dass nicht selten eine Rendite erst nach ca. 1,5 Jahren zu erwarten ist, die Refinanzierung jedoch nicht im Vordergrund stehen sollte. Stattdessen sollte der Fokus auf der Wirkung liegen, die ein solches Projekt erzielen kann. Beim Impact Investing gehe es darum, konzeptionelle Veränderungen zum Besseren zu erreichen.

In der anschließenden Zwischendiskussion stand die Frage nach den Geldern im Zentrum, die von Stiftungen für Impact Investing überhaupt eingesetzt werden können. Bei den genannten Beispielen handelt es sich um langfristig angelegte Gelder, die für die Investments abgezogen wurden. Jedoch sind Dreilinden und die Heidehof Stiftung beide gGmbHs, welche keine Kapitalerhaltungspflicht haben, was ihnen mehr Risiko erlaubt.

Bei Stiftungen mit Kapitalerhaltungspflicht gibt es Erfahrungen, dass geringe und gut dokumentierte Investments aus dem Kapitalstock heraus von der Stiftungsaufsichtsbehörde anerkannt werden, insbesondere wenn etablierte Prozesse aus der Philanthropie ins Impact Investing übergehen. Das kann erreicht werden, indem zunächst aus dem Förderbereich investiert wird. Eine weitere, weniger arbeitsintensive Möglichkeit für Impact Investing ist es, in eine Aktiengesellschaft zu investieren, deren Impact mit dem Stiftungszweck einhergeht.

Zusätzlich wurde angesprochen, dass Werterhaltung nicht die oberste Priorität sein muss. Auch an den Statuten und dem Willen der Stifter*innen sollte man sich orientieren, wenn die Entscheidung zu Impact Investing getroffen wird. In dem Fall könnte das Ziel, wirksam den Stiftungszweck zu erfüllen, für ein größeres Risiko sprechen. In jedem Fall sollte von außen eine rechtliche und steuerliche Expertise eingeholt werden.

Des Weiteren wurde der Unterschied zwischen Impact und Mission Investing angesprochen. Mission Investing ist im Gegensatz zu Impact Investing breiter angelegt, da sich Impact Investing meist mit einem bestimmten Ziel befasst. Idealerweise ergänzen sich die beiden Ansätze in der Praxis.

 

Fördermittel und Impact Investing/ Venture Philanthropy

Die darauffolgenden Beiträge der Expert*innen bezogen sich auf die Beziehung zwischen Fördermitteln und Impact Investing sowie auf das Konzept Venture Philanthropy.

Kathrin Hassler stellte zwei Projekte der Jacobs Foundation vor, mit denen die Stiftung ihren Zweck auch außerhalb der Non-Profit Welt erfüllt. Die Jacobs Foundation nutzt Impact Investing nur innerhalb ihrer Förderbereiche. Ihr Hauptargument für diesen Ansatz ist, dass Impact Investing eine Mehrfachnutzung von Stiftungsmitteln ermöglicht und diese wieder dem Stiftungszweck zurückgeführt werden können. Einerseits investiert die Stiftung in Venture Capital Firmen, die sich auf Education Technology spezialisiert haben. Ihr Ziel ist es dadurch die Firmen zu ermutigen, den wissenschaftlichen Ansatz bereits im Investitionsprozess zu berücksichtigen, indem evidenzbasierte Investitionen getätigt werden. Andererseits verfolgt die Stiftung in einem zweiten vorgestellten Projekt den Ansatz der Convertible Grants. Hierbei handelt es sich nicht um Kredite, sondern um Spenden, die in Aktien umgewandelt werden können. Kathin Hassler betont zudem, dass ein Narrativ, das den Stiftungszweck wiedergibt, zentral für ein erfolgreiches Impact Investing ist. Daneben ist es relevant, dass der Thematik ebenfalls stiftungsintern die notwendige Priorität, auch im Sinne der benötigten Ressourcen, eingeräumt werden muss. Denn je mehr Zeit und Wissen innerhalb der Stiftung eingesetzt werden, desto fokussierter können Projekte betreut werden. Dies ermöglicht einen höheren Wirkungsgrad.

Stefan Kappeler stellte die Arbeit der elea Foundation als ein Beispiel für Venture Philanthropy vor. Die gesamte Präsentation Sie hier.

elea bekämpft absolute Armut mit unternehmerischen Mitteln. Als aktiver philanthropischer Impact-Investor unterstützt elea Impact-Unternehmer*innen sowie deren Ventures in der Post-Startup- und Wachstumsphase darin, langfristigen wirtschaftlichen Erfolg und nachhaltige, messbare Wirkung zu verbinden.

Die Stiftung setzt an dem Punkt an, wo das Risiko für kommerzielle Impact Investor*innen zu hoch ist, Unternehmen in der Post Start-Up Phase jedoch hohe Kosten haben und dementsprechende Investitionen benötigen:

Nachdem elea in der sogenannten Pionierlücke investiert hat, begleitet die Stiftung die Unternehmen für ca. fünf bis zehn Jahre, bis diese auf eigenen Beinen stehen können und rentabel sind. Nach über 16 Jahren Investitionstätigkeiten sind aktuell erstmals zwei bis vier profitable Exits absehbar. Wie auch bei der Jacobs Foundation, re-investiert elea die gewonnen Renditen in die Stiftung.

In der abschließenden Diskussion betonte Ise Bosch, dass ein kommerzieller Erfolg besonders bei stark diskriminierten Communities – wie zum Beispiel LGBT – schwer zu erzielen ist und nicht der Fokus sein sollte. Im Vordergrund der Dreilinden gGmbH steht das Community Empowerment durch finanzielle Inklusion. Das heißt: Netzwerke ausbauen, Trainings anbieten und individuell begleiten. Dabei sollten Stiftungen aufpassen, nicht zu sehr von der Realität abzuweichen. In Krisenzeiten können beispielsweise Direktspenden viel schnellere und sinnvollere Abhilfe leisten. Beide Dimensionen sollten deshalb auf dem Radar von Stiftungen sein – eine Kombination aus Impact Investing und philanthropischer Förderung: „Wir sehen das Ziel und richten von dort aus den bestmöglichen Weg.“ Ise Bosch

 

Materialsammlung:

Heidehof Stiftung:

  • Website der Heidehof Stiftung
  • stellt auf Anfrage gerne Wissen und Erfahrung (z.B. Investitionspläne) zu Impact Investing zur Verfügung

Dreilinden:

elea:

Dissertation zum Thema Mission Investing: